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Ich bin noch auf der Suche nach dem richtigen Foto für den u.g. Text ... );-)

Definition "Schach-Sport"

Liest sich komisch, ist aber so,,,, auch heute noch gibt es Leute, die nicht wissen / glauben, dass der Schachsport offiziell als Sportart anerkannt ist. Daher hier eine kleine Übersicht um auch die ärgsten Zweifler zu überzeugen:

Schach ist Sport!.... früher diskutiert, heute Fakt!

Hardfacts:

-          Schachverband ist Unterorganisation des Deutschen Sportbundes
-          Die Anerkennung als Sport gilt ebenso für die große Mehrheit der Nationen, die der FIDE (=Federation International des Echecs =Weltschachverband) angehören. Zur Zeit umfasst die FIDE 159 nationale Verbände und gilt damit nach der FIFA  (=Internationale Fußballverband) als zweitgrößter Sportverband der Welt!
-          Selbst in Österreich fällt Schach unter die Zuständigkeit des Sportministeriums
-          Schach wurde als offizielle Sportart bei den Asienspielen (1.-15. Dezember) in Doha, Katar, aufgenommen.
-          Der Wettkampfcharakter macht Schach zumindest vergleichbar mit Eisstockschießen, Sportangeln oder Bogenschießen
-          Schach wird im Sportverein gespielt
-          Als Schachspieler untersteht man den Anti-Doping Regeln

Softfacts:

-          Schachresultate finden sich im Sportteil der Zeitungen
-          Alles was auf EuroSport, DSF und anderen Sportsendern (auch englische/amerikanische; Travel Channel, ESPN) wird von den Medienforschern als Sport definiert.
-          Amazon listet Schachliteratur etc. ebenfalls unter der Rubrik „Sport“
-          Nebenbeibemerkt ist es für die Betreuer und Eltern auf alle Fälle sogar ein "Hochleistungssport" ... Puls (nachgemessenbei verschiedenen Turnieren) ersthaft durchgehend   zw. 120 und 148 ....)
-       Etc.....


Weitere Argumente, die Euch noch einfallen, dürft Ihr gern ins Gästebuch eintragen!

 

Wertungssysteme (und sich daraus ergebene Ranglisten) bei Schachturnieren.

Spätestens beim ersten Turnier an dem das "junge Schachtalent" teilnimmt, taucht die Frage bezüglich der Ranglisteninterpretation auf.

Wie kommen die Paarungen zustande? Willkür? Losglück / Lospech?
Was heißt Buchh.? Was um Himmels willen heißt So.Berg?  
Interessant sind dann die häufig etwas hilflos wirkenden Erklärungsversuche der "erfahreneneren Turniereltern" und Trainer ....
Daher hier unser Erklärungsversuch:

Turniersystem:

Schweizer System

Das Schweizer System (nach Julius Müller) benutzt man, um bei Turnieren die Paarungen festzulegen. Das erste Mal wurde es eingesetzt bei einem Schachturnier in Zürich 1895.

Es wird bei Rundenturnieren mit großem Teilnehmerfeld angewendet, da bei diesem System nicht jeder gegen jeden spielen muss. Als Grundlage wird die aktuelle Tabelle nach der vorigen Runde angewendet, wobei immer möglichst Spieler aufeinandertreffen, die gleich viele Punkte aufweisen - ohne, dass zwei Spieler mehrmals gegeneinander spielen. Gibt es für einen Spieler keinen Kontrahenten mit gleichviel Punkten, so wird er der nächsten Gruppe zugeteilt. Zusätzlich wird darauf geachtet, dass möglichst jeder Spieler eine ausgewogene Anzahl an Partien mit schwarz beziehungsweise weiß bestreitet. Innerhalb einer Punktgruppe werden außerdem die Spieler nach der Setzliste sortiert, und es treffen möglichst die Spieler aus der oberen Hälfte auf die Spieler aus der unteren Hälfte.

Durch dieses System gibt es in jeder Runde interessante Partien, da fast jede Partie einen direkten Platzierungskampf zwischen zwei ähnlich starken Spielern darstellt - aus diesem Grund ist es für eine aussagekräftige Tabelle auch nicht nötig, jeden gegen jeden spielen zu lassen. Die Feinwertung passiert häufig nach der => Buchholz-Wertung (BHZ)

 

Feinwertungen:
 

Buchholz-Wertung  

= Summe der Punkte aller Gegner, gegen die gespielt wurde
(unabhängig vom Ergebnis der Spiele)

Die Buchholz-Wertung (nach dem Magdeburger Bruno Buchholz, 1932) wird bei Turnieren nach dem o.g. Schweizer System angewandt.

Die Buchholz-Zahl errechnet sich durch Addition der Punkte aller Gegner, gegen die gespielt wurde - unabhängig vom Ergebnis der Spiele. Der Spieler mit der höheren Buchholz-Zahl ist besser platziert als der punktegleiche Spieler mit der niedrigeren, weil er in diesem Turnier gegen stärkere Gegner gespielt hat.

    

So.Berg oder auch Sonneborn-Berger

Wertung nach Sonneborn-Berger

= Summe aller Punkte von allen Gegnern, gegen die gewonnen wurde

                       +

Hälfte der Punkte von allen Gegnern, gegen die remis gespielt wurde  

1882 haben William Sonneborn (*1843, † 1906) und Johann Berger (*1845 in Graz, †1933, starker Schachspieler, Theoretiker und Schachkomponist) das System bei einem Turnier in Liverpool erstmals ausprobiert und 1886 in die Praxis eingeführt.  Um die So.Berg-Zahl zu ermitteln, erhält der Spieler die volle Punktzahl von allen Gegnern, gegen die er gewonnen hat, sowie die halbe Punktzahl von allen Gegnern, gegen die er remisiert hat. Die Summe dieser Punktzahlen ist die SB-Zahl. Dieses Verfahren gewichtet einen Punktgewinn gegen einen Gegner, der hoch in der Tabelle steht, höher als einen Gegner, der weiter unten steht. Ein Sieg gegen einen starken Gegner zählt mehr als ein Sieg gegen einen schwachen Kontrahenten.

 

Notation

Algebraische Notation

Allgemein gebräuchlich ist heute die Algebraische Notation.

Das Schachbrett wird mit einem Koordinatensystem belegt. Durch Aufzeichnung des Ausgangsfeldes und des Zielfeldes der einzelnen Züge wird eine Schachpartie schriftlich festgehalten.

In der ausführlichen algebraischen Notation werden die Art der Figur (K = König, D = Dame, T = Turm, L = Läufer, S = Springer, für Bauern wird die Angabe weggelassen), das Ausgangs- und das Zielfeld angegeben. Schlagzüge werden durch ein „x“ zwischen Ausgangs- und Zielfeld gekennzeichnet. Ein Schachgebot erhält ein „+“ hinter dem Zug, ein Matt „++“ oder „#“. Wird ein Bauer in eine andere Figur umgewandelt, so wird der Buchstabe dieser Figur hinter dem Zug angegeben. Die kleine Rochade wird durch 0–0 gekennzeichnet, die große Rochade durch 0-0-0. Das en-passant-Schlagen wird durch ein nachgestelltes e.p. gekennzeichnet. Ein Remisangebot wird durch (=) vermerkt.

Nach dem letzten Zug wird das Ergebnis der Partie notiert, ein 1:0 steht für den Sieg des Spielers mit den weißen Steinen, ein 0:1 für den Sieg des Spielers mit den schwarzen Steinen, ein ½:½ für einen unentschiedenen Ausgang (Remis). Kampflos gewonnene Partien werden mit +:- bzw. -:+ notiert.

Beispiele:

e2-e4 Bauer zieht von e2 nach e4
Sb1xc3+ der Springer auf b1 zieht nach c3, schlägt den dort vorhandenen gegnerischen Stein und bietet Schach
Td1-d8++
(Td1-d8#)
Turm zieht von d1 nach d8 und setzt matt
e7-e8D Bauer auf e7 zieht nach e8 und verwandelt sich in eine Dame
f5xg6 e.p. Bauer f5 schlägt den gegnerischen Bauern auf g5 im Vorübergehen und zieht nach g6

 

Spezielle Schachformen

Neben verschiedenen Schachvarianten, bei denen teils andere Bretter und Figuren benutzt werden, gibt es folgende spezielle Schachformen:

  • Online-Schach über einen Schachserver: Im Internet gibt es eine Reihe von Schachseiten, auf denen Schach gegen andere Personen angeboten wird. Ähnlich wie bei der Deutschen Wertungszahl (DWZ) und der ELO-Zahl ermitteln gute Schachserver in der Regel für jeden Spieler dessen Spielstärke. Obwohl die Wertungszahlen nicht unmittelbar miteinander verglichen werden können, ermöglichen sie es dem Spieler, auf dem Server einen Gegner seiner Spielstärke zu finden. Üblich ist auch, dass sich die Spieler miteinander unterhalten können (Chat) und Spiele gegenseitig analysieren können.
  • Fernschach: Wie beim Online-Schach sind die Gegner auch hier räumlich von einander getrennt. Allerdings beträgt die Bedenkzeit üblicherweise zwischen 30 bis 60 Tagen für 10 Züge. Die Züge werden entweder über E-Mail, einen Schachserver oder postalisch an den Gegner übermittelt. Beim Fernschach ist es – im Gegensatz zum übrigen Schach – üblich und erlaubt, die aktuelle Partiestellung durch Ziehen der Figuren zu analysieren, sowie Schachprogramme, Datenbanken und Bücher zu verwenden.
  • Simultanschach: Ein Spieler tritt gegen mehrere Gegner gleichzeitig an. In der Regel ist dabei der Einzelspieler wesentlich stärker als seine Gegner. Zum Beispiel spielt oft ein Großmeister gegen viele Amateure. Dabei spielt der Simultanspieler in der Regel gegen alle Gegner mit derselben Farbe (meist Weiß). Die Gegner haben immer genau so lange Bedenkzeit, bis der Simultanspieler zum nächsten Zug an ihr Brett tritt, dann müssen sie ziehen.
    Die größte Simultanveranstaltung fand am 19. November 1966 in Havanna statt. 380 Schachmeister spielten gegen jeweils 18 Gegner an 6840 Brettern. Wenn eine Simultanveranstaltung mit begrenzter Bedenkzeit ausgetragen wird, spricht man vom Handicap-Simultan. Der Weltrekord im Simultanschach wird derzeit (August 2005) von Zsuzsa Polgár (326 Partien) gehalten.
  • Blindschach: Beim Blindschach spielen einer der beiden oder beide Spieler ohne Ansicht des Brettes. Eine Kombination von Simultan- und Blindschach ist das Blind-Simultan-Schach.
  • Blindenschach: Wenn einer der Spieler blind ist oder extrem sehbehindert ist, gelten spezielle Regeln. Der blinde Spieler benutzt ein spezielles Steckschachspiel, um die Figuren befühlen zu können. Hierbei gilt für ihn eine Figur erst dann als „berührt“ (im Sinne der Berührt-Geführt-Regel), wenn der er den Stein aus dem Loch nimmt. Die ausgeführten Züge werden von beiden Spielern laut angesagt.
  • Beratungspartien: Hierbei besteht eine Partei aus mehreren Spielern, die sich absprechen – beraten – dürfen. Solche Beratungspartien waren in den 20er und 30er Jahren recht beliebt.
  • Vorgabepartien: Gelegentlich spielen Laien Partien, in denen dem schwächeren Spieler eine Vorgabe eingeräumt wird. Die Vorgabe kann im Recht des Anzugs (d.h. der Schwächere erhält Weiß), einem materiellen Vorteil (Vorgabe eines Bauern, Springers oder gar Turms) oder – insbesondere beim Blitz– oder Schnellschach – in einer Zeitvorgabe auf der Schachuhr bestehen.
  • Schnellschach und Blitzschach: Die zulässige Bedenkzeit ist dabei deutlich reduziert. Diese Schachform hat in der Vergangenheit deutlich an Bedeutung gewonnen, nicht zuletzt wegen der mediengerechten Spieldauer. Der Unterschied liegt vor allem in der Bedenkzeit: Beim Schnellschach hat jeder Spieler zwischen 15 und 60 Minuten Bedenkzeit, beim Blitzschach in der Regel 5 Minuten. Auf den zahlreichen Schachservern ist auch eine extrem verkürzte Bedenkzeit von nur einer Minute (für die ganze Partie) verbreitet, diese Variante wird als Bullet bezeichnet. Je kürzer die Bedenkzeit ist, desto mehr treten die strategischen Aspekte des Spiels in den Hintergrund.
  • Turnier-Simultan oder TUSI: Der Vater dieser Form des Spiels ist Eugen Thüner. Hierbei werden an zehn Brettern in einer Reihe von fünf Spielern gleichzeitig jeweils vier Partien jeder gegen jeden gespielt mit insgesamt eine Stunde Bedenkzeit. Jeder hat in zwei Partien Weiß und in zwei anderen Schwarz. Die ihm zugeteilten Brettseiten sind durch eine Farbtafel markiert. Der jeweils letzte Zug wird mit einem übergelegten Ring kenntlich gemacht (daher auch manchmal die Bezeichnung Ringschach). Grundsätzlich kann Turniersimultan auch mit einer abweichenden Teilnehmerzahl (und demzufolge auch mit einer abweichenden Brettzahl) gespielt werden. Der Weltrekord liegt bei 26 Teilnehmern, die am 20. Mai 2000 in der Stadthalle Ditzingen aufeinander trafen. Die Anzahl der benötigten Bretter errechnet sich nach der Formel (Anzahl der Teilnehmer) mal (Anzahl der Teilnehmer minus 1) geteilt durch 2. Daher benötigt man bei 5 Teilnehmern 10 Bretter (5 * 4 / 2 = 10). Bei 26 Teilnehmern entsprechend 325 Bretter (26 * 25 / 2 = 325).
  • Tandemschach: Beim Tandemschach treten Zweier-Teams (davon ein Spieler mit Weiß und ein Spieler mit Schwarz) an zwei Brettern gegeneinander an. Schlägt ein Spieler eine gegnerische Figur, so wird diese seinem Teamkollegen übergeben. Der darf diese Figur dann - anstelle eines Zuges mit seinen Figuren - auf ein freies Feld einsetzen.

 

Ursprung des Schachs in China oder Indien?

Die Schachhistoriker sind sich bis heute nicht einige geworden darüber, welches eigentlich das Ursprungsland des Schachspiels sei, Indien oder China. Heydebrand von der Lasa (Bilguer), Antonius van der Linde (der eine Weltreise zwecks Auffindung der Heimat des Schachspiels unternommen hatte), Ludwig Bachmann (Aus vergangenen Zeiten) und andere plädieren für Indien. Ebenfalls Dr. Robert Hübner, Papyrologe und Grossmeister, der sich eingehend mit dem chinesischen Schachspiel "hsiang ch'i" beschäftigt hat. Er ist der Auffassung, dass als ältestes Zeugnis eine Schachstelle der Sanskritliteratur zu gelten habe. In einer Dichtung von Bana wird dem König Sriharscha (618-650) von Kaniakubdscha eine ausserordentliche Friedensliebe nachgerühmt. Unter seiner Regierung habe kein andrer Streit stattgefunden als der zwischen honigsammlenden Bienen, keine anderen Füsse habe man abgeschnitten als Versfüsse und keine anderen Heere (Tschaturanga) habe man unterhalten, als auf dem Brett von 8x8 Feldern (Aschtapada). Der Sinologe Joseph Needham dagegen vertreitt die Meinung, das Schachspiel sei in China erfunden worden. Er veröffentlichte in einer Arbeit eine Vorrede des Kanzlers Wang Pao zum Schachbuch des Kaiseres Wu Ti, der 569 das grosse astrologische Schach "hsiang ch'i" ersann. Der mazedonische Historiker Pavle Bidev ist ebenfalls zu diesem Schluss gekommen. Der Italiener Adriano Chicco hat Schachsteine, die 1932 in einem römischen Grab in Venafro ausgegraben wurden, auf das 3. bis 4. Jahrhunder n. Chr. Fixiert. Russische Schachhistoriker haben folgende historische Zeittafel festgelegt: In Indien taucht das Schachspiel im 2. bis 4. Jahrhundert auf, wobei der spätere Zeitpunkt die grössere Wahrscheinlichkeit für sich hat. In China im 6. Jahrhundert, in Persien im 6. Jahrhundert, bei den Arabern im 8. Jahrhundert, in Byzanz im 10. Jahrhundert, in Italien im Anfang des 11. Jahrhundert, in Spanien am Ende des 11. Jahrhunderts, in Preussen und den Oberseeprovinzen im 12. bis 13. Jahrhundert, in Russland am Ende des 16. Jahrhunderts.

Weil die Anfänge des Schachspiels derart im Dunkeln blieben, bildeten sich naturgemäss im Laufe der Zeit zahlreiche Legenden. Die bekannteste dürfte die Weizenkornlegende sein, beschrieben vom Perser Ibn Khallikan (1211-1282): "Unter dem indischen Herrscher Shihram sei das Land in Not und Elend geraten, denn dieser regiert als Tyrann. Der weise Brahmana Sissa ibn Dahir habe daher das Schachspiel erfunden, um seinem König zu demonstrieren, dass auch er auf seine Untertanen angewiesen sei, gleichermassen wie der König auf dem Schachbrett. Der Tyrann besann sich eines besseren, wurde milder und befahl sogar, dass das Schachspiel in allen Regionen seines Landes Verbreitung finden müsse. Dem Brahmanen bot er eine fürstliche Belohnung an, deren Höhe er selbst bestimmen sollte. Sissa wünschte sich als Belohnung nur etwas Weizen: auf das erste Feld des Schachbretts ein Korn, auf das zweite Feld zwei Körner, auf das dritte Feld dann deren vier, auf das vierte Feld acht Körner, usw. Der Herrscher war zuerst über diesen bescheidenen Wunsch erbost, liess sich aber dann doch bewegen, diesen Wunsch zu erfüllen. Wie gross war sein Erstaunen, als nach einigen Tagen der Vorsteher seiner Kornkammer ganz verzweifelt vorsprach und meldete, im ganzen Reich, ja, in der ganzen Welt gäbe es nicht soviel Weizen, um den Wunsch des Weisen zu erfüllen." In der Tat, um dem Brahmanen gerecht zu werden, hätte es 18 Trillionen, 446 Billiarden, 744 Billionen, 73 Milliarden, 709 Millionen, 551 Tausend und 615 Körner bedurft!


Erfindung und Verbreitung des Schachspiels

Die Schachfiguren

Der König, die Hauptfigur, rex, ist in allen Sprachen der König geblieben. Das Wort Schah ist nur durch Übersetzung ein anderes geworden. Auch seine Gangart - er durfte stets in jeder Richtung einen Schritt tun -, der Warnungsruf, wenn er bedroht wird, und das Wort mat, als Zeichen seiner Besiegung, haben sich bis in die Gegenwart erhalten. Das Wort mat sogar völlig unverändert. Unser deutsches Adjektiv matt, obgleich dem Sinn nach nicht mehr mit dem Stammwort übereinstimmend, ist aus diesem entstanden. Im 13. Jahrhundertgestattete man ihm den Königssprung, einen Vorläufer der seit dem 15. Jahrhundert üblichen Rochade. Das Wort Rochade stammt aus dem persischen rokh, Turm. Die älteste Schilderung des Königssprungs stammt von Nicholes de Saint-Nicolai (2. Hälfte des 13. Jahrhunderts). Vor 1300 berichtet Jacobus de Cessolis in seinem Moraltraktat von den Möglichkeiten des Königssprungs: Er durfte horizontal, vertikal, diagonal und nach Springerart ins übernächste Feld springen und ins drittnächste Feld (auf das Springerfeld auf dem Damenflügel u.a.). In der Göttinger Handschrift (unvollendete Handschrift in lateinischer Sprache, um 1505 abgefasst, enthielt auf 33 Blättern Probespiele, Probleme und 12 Mustereröffnungen und zählt zu den ersten Veröffentlichungen des neueren Schachs, das durch die Gangarten von Dame und Läufer bestimmt wurde) wird das heutige König-Turm-Manöver bereits beschrieben, nur dass damals zwei Züge dabei erforderlich waren. Bei Claude Gruget (1560) wird die Rochade als ein Zug beschrieben. Die Einführung der Rochade war eine unmittelbare Auswirkung der am Ende des 15. Jahrhunderts durchgeführten Reform des Schachspiels, die aus dem einschrittigen Fers eine mächtige Dame und aus dem doppelschrittigen Fil den heutigen Läufer machte, so dass die kämpferische Bedeutung des Königs, im Urschach einst die mächtigste Figur, im neuen Schachspiel gegen die drei langschrittigen Figuren verblasste. Es ergab sich die Notwendigkeit, ihn einerseits zu schützen, anderseits aber, ihn als Verkehrshindernis aus der Mitte zu beseitigen.

Die Dame war im indischen, persischen und arabischen Schach noch nicht bekannt. Sie war damals der Fersan (Rat), der dann in Spanien, indem man dieses Wort mit seinem Artikel zusammenschmolz, in Alferza umgetauft wurde, hat jedoch in der Folge keine weitere Verbreitung gefunden. In den lateinischen Schriften wird er meistens regina genannt. Aber auch der Name fers (fercia, fierce) hat sich erhalten, hauptsächlich in den französischen und englischen Handschriften. Merkwürdigerweise findet man ihn auch auf den Diagrammen der lateinischen Manuskripte, obgleich im Text stets von der regina die Rede ist. Offenbar haben die beiden Namen eine Zeitlang nebeneinander bestanden, wobei aber regina gebräuchlicher gewesen sein mag. Eine dritte - indessen zeimlich seltene Bezeichnung - ist domina. Aus dieser ist später, gegen Ende des Mittelalters, donna, Dama, Dame geworden, wodurch die älteren Namen allmählich verdrängt worden sind. Nur im Englischen hat man an der Queen und im Russischen am Fers festgehalten. In Ungarn wird die Dame Vezér (Heerführer), in Polen Hetman (Führer der Kosaken) genannt. Um 1490 herum erhielt die Dame ihre heutige Beweglichkeit und Stärke, indem man ihr die Gangart des Turmes und des Läufers erlaubte. Bedrohte man sie, so wurde "gardez" geboten. Im 18. Jahrhundert durfte die Dame noch zusätzlich die Gangart des Springers ausführen. Über die Wandlung des Namens Fers in Dame gibt es verschiedene Auffassungen. So klingt in Frankreich Fers ähnlich wie vierge (Jungfrau). Jeanne d'Arc, die Jungfrau von Orleans, gab den Anlass dazu, als sie den König von Frankreich beschützte, bevor man sie als Hexe verbrannte. Die Königin sitzt im Palast neben dem König, auf dem Schachbrett stehen die beiden Figuren ebenfalls nebeneinander.

Der Turm war im Schattrandsch als Rukh die mächtigste Figur. Dieser Name liess sich nicht übersetzen. Man begnügte sich deshalb, ihn in roccus umzubilden. So hiess er, mit geringen Modifikationen (Roch, roc, rook, rocco usw.) fast in allen europäischen Sprachen bis ins 16. Jahrhundert hinein. Aus der um die Mitte des 16. Jahrhunderts entstandenen Rochade klingt der Name noch deutlisch heraus. Aber nur im Englischen hat man dem Rook die Treue bewahrt, in allen anderen Sprachen hat er dem Turm weichen müssen. Mit dem Wort Rochieren verhält es sich umgekehrt. Alle andern Sprachen haben es beibehalten, nur die englische nicht; da heisst es to castle. Sogar im Russischen, das doch den Roch nie gekannt hat, heisst es Rokerowka. Der Name dieser Figur könnte übrigens auf zweierlei Irrtümern beruhen. Einmal in der bildhaften Darstellung. Indische Händler verkauften nämlich in Europa Figuren, die einen Elefanten mit Turmaufsatz zeigten (die Elefanten nahmen aber in Indien den Platz der heutigen Läufer ein). Oder in der sprachlichen Verwechslung von rok (Sanskrit) und rokh (im Persischen = Kamel) über rukh (bei Firdausi) zum lateinischen roccus und dem vermeintlich gleichen rocca (italienisch = Burg). Im Ungarischen übrigens als Bàstya ebenfalls Bastei oder Bollwer.

Der Faras (Pferd, Springer), zweitstärkster Offizier im Schatrandsch, wird in den lateinischen Schriften gewöhnlich miles, manchmal auch eques genannt. In den meisten modernen Sprachen finden wir ihn als Ross oder Ritter wieder. Nur im Deutschen ist man mit dem Springer vom Stammwort abgegangen, hat es jedoch im Rösselsprung beibehalten. Wegen seiner eigentümlichen Gangart wurde er von Samuel Loyd "der unverantwortliche Komödiant" am Brett genannt. Seine Gangart erlaubt es ihm aber als einzige Figur, ungedeckt andere Figuren anzugreifen. Sein Schachgebot kann nur durch Schlagen des Springers oder Wegziehen des Königs aufgehoben werden.

Der Fil (Läufer), dieser schwächste aller Offiziere im Schatrandsch, hat sich in Europa eine gerdezu unheimliche Menge von Namen gefallen lassen müssen. Zunächst zogen die Spanier das Wort fil mit seinem Artikel zusammen und nannten ihn Alfil. Sie wussten damals noch, dass es Elefant bedeutet. Ausserhalb Spaniens scheint man dies aber nicht gewusst zu haben, denn man bildete daraus das sinnlose Wort alfin. So heisst er auf den Diagrammen der lateinischen Handschriften, in deren Text aber alfinus. Und dann hat dieser alfinus eine solche Menge von Abänderungen erfahren, dass es schier unglaublich ist. H.J.R. Murray hat deren gegen 50 gezählt, die allerdings zum grösseren Teil wohl aus orthographischer Willkür entstanden sind. Umbildungen wie Alficus, Alpheus, Africus, Arfilus, Delphinus, Orfil, Aufin, Alfir nehmen sich - neben manchen andern - Seltsam genug aus. Mit dieser Fülle von sinnlosen Namen war es noch lange nicht genug. Man wählte auch solche, die einen Sinn haben, wie curvus, calvus senex, episcopus, stultus, cornutus usw. und diese wurden dann wieder in die verschiedenen Landessprachen übersetzt. Wahrscheinlich ist der fol (fou) wegen der gekreuzten Stosszähne des symbolischen Elefanten in Frankreich als Narrenkappe angesehen worden. Und in England als Bischofsmütze, was folgerichtig zum Bishop führen musste. Der italienische alfiere aber wird wohl im alfir seinen Ursprung haben. Und unser deutsches "Läufer", das Gegenstück zum "Springer", ist ziemlich modern und vermutlich von der Gangart dieser Figur abgeleitet. Die Russen nennen den Läufer noch immer slon (Elefant). Als Langschrittler taucht er im 15. Jahrhundert auf und hat sein Vorbild in einer Figur der Kurierspiel genannten Version des Schachspiels.

Der Baiday (Bauer) ist bei seinem Übergang nach Europa der Fussgänger, als welcher er erschaffen war, geblieben. Er wird in den lateinischen Handschriften pedo (pedes) genannt. Im Italienischen heisst er noch jetzt Pedone. Auch sein altdeutscher Name Vende bedeutet Knabe, Fussgänger. Dagegen dürfte der französische Pion und der englische Pawn auf Umbildungen des Wortes pedo zurückzuführen sein. Der lombardische Predigermönch, Jacobus de Cessolis verfasste ein Werk, das zwar vom Schach handelte, es aber nicht lehrte. Es handelte sich um eine Moralschrift, zu der unser Spiel nur die volkstümliche Unterlage hergegeben hat. Von den Schachfiguren hatten aber nur der König, die Königin und der Ritter Namen, an die sich ohne weiteres moralische Betrachtungen anknüpfen liessen. Den übrigen Figuren musste Cessolis, um sie in gleicher Weise benutzen zu können, Beinamen verleihen. So machte er den Alphil zum Richter und den Rochen zum Statthalter. Den "acht Männern aus dem Volk" aber verlieh er den Beruf als Ackersmann (h2), Schmied (g2), Notar (f2), Kaufmann (e2), Arzt (d2), Wirt (c2), Stadthüter (b2) und Raufbold (a2). Von allen diesen Namen ist nur der Ackersmann ins Schachspiel eingegangen und zwar über Venden (Fussgänger) zum heutigen Bauer. Die pedati im Tschaturanga gingen nur einen Schritt vorwärts und schlugen auch so. Im arabischen Schach begannen sie dann anders zu schlagen als zu gehen, nämlich schräg nach vorn. Im Alfonsischen Codex (1283) war ihnen bereits die Möglichkeit des Doppelschrittes gegeben. Durftesich der Bauer in der Anfangszeit nur in einen Wesir verwandeln, so änderte sich dies später. Er kann sich - mit Ausnahme des Königs - in jede Figur verwandeln. Bei Lucena (15. Jahrhundert) findet man den ersten Hinweis auf das Schlagen im Vorbeigehen (En-passant-schlagen).

 

Die Schachuhr

Zum ernsten Turnierspiel gehört heute auch die Schachuhr. Das war nicht immer so. Bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts spielte man ohne Zeitkontrolle. So berichtete Georg Walker über den Wettkampf Labourdonnais - MacDonnel aus dem Jahre 1834: "Die Kämpfer fanden sich gewöhnlich mittags um 12 oder 1 Uhr im Westminster-Klub in London ein und spielten bis 6 oder 7 Uhr abends; manchmal wurde eine Partie auf das nächste Zusammentreffen vertagt. Sie spielten jeden Tag, Sonntage ausgenommen. Manche Partien nahmen lange, lange Stunden in Anspruch, doch wurde die genaue Bedenkzeit nicht aufgezeichnet. Ich sah MacDonnel anderthalb Stunden und noch mehr auf einen Zug verwenden und auch Labourdonnais einmal 55 Minuten." 1843 wurde im Grand Cercle in Paris der Wettkampf Staunton-Saint Amant ausgetragen. Deschapelles schrieb in einem Brief an den Astronomen Schuhmacher in Altona. "Im Durchschnitt dauerte jede Partie 9 Stunden. Die Spieler waren langsam bei jedem Zuge im Widerspruch mit demjenigen Nachdenken, das durch Pausen von ein paar Minuten über die Zukunft gebietend, nach leichter Durchsicht eine grosse Zahl folgerichtiger Züge aus der Hand fallen lässt. Sie krümmten sich unter materieller Ermüdung, einer Ermüdung, die nichts mit dem Denken zu tun hat, einer körperlichen Ermüdung, die sie zwang abzubrechen und zu flüchten, um Luft und Nahrung zu suchen." Im Turnier von Paris 1867 spielte man dann bereits mit Sanduhren. Innerhalb einer halben Stunde mussten die Spieler 10 Züge ausgeführt haben. Die erste mechanische Schachuhr wurde im Turnier zu London 1883 verwendet. Konstruiert hatte sie der Uhrmacher Thomas Bright Wilson in Manchester.

Die Entwicklung der "Zeitmesser" in der Frühzeit des Turnierschachs

Jahr

Anlass

Bedenkzeit

Methode

1861

Wettkampf Anderssen - Kolisch

24 Züge in 2 Stunden

Sanduhr

1865

Internationales Turnier in Dublin

20 Züge in 2 Stunden

Sanduhren

1866

Wettkampf Anderssen - Steinitz

20 Züge in 2 Stunden

Uhren

1866

Wettkampf Steinitz - DeVere

24 Züge in 2 Stunden

Sanduhr

1867

Schachkongress in Dundee

30 Züge in 2 Stunden

Sanduhren

1870

Schachkongress in Baden-Baden

20 Züge in 1 Stunde

Uhren

1871

Wettkampf Mackenzie-Congdon

24 Züge in 2 Stunden

Sanduhr

1871

Internationales Turnier in Cleveland

10 Züge in 2 Stunden

Sanduhren

1872

Wettkampf Steinitz - Zuckertort

15 Züge in 1 Stunde

Uhren

1873

Internationales Turnier in Wien

20 Züge in 1 Stunde

Uhren

1875

Internationales Turnier in Philadelphia

15 Züge in 1 Stunde

Sanduhren

1883

Internationales Turnier in London

15 Züge in 1 Stunde

Kippuhren

Quelle: Auszüge aus "1889-1989 100 Jahre Schweizerischer Schachverband", geschrieben von Alex Crisovan, erschienen 1989, Zürcher

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